Ein riesengroßes ENTSCHULDIGUNG erst einmal an alle Blog-Leser (ein paar sind mir trotz meiner viel zu seltenen Einträge vielleicht treu geblieben). Der letzte Eintrag ist wirklich lange her, aber das liegt vor allem daran, dass ich besonders arbeitstechnisch eine recht turbulente Zeit hinter mir habe und dass ich außerdem für 3 Wochen Besuch aus Deutschland von Hanni hatte.
Aber erstmal der Reihe nach: bei der Arbeit ging in letzter Zeit alles etwas drunter und drüber. Vor einigen Wochen hat mein Mitfreiwilliger überraschend seinen Freiwilligendienst abgebrochen und seitdem mussten wir uns als Team erst einmal neu ordnen und organisieren, was wir bisher gut hinbekommen haben- nur bedeutet ein Teammitglied weniger natürlich auch mehr Arbeit für alle anderen, trotz guter Organisation.
Außerdem wurde für das Centro de Desarrollo Kaspar Hauser das sogenannte „Weltwärts-Begleitprogramm“ genehmigt, ein Programm des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, das bedürftige Projekte, in denen weltwärts-Freiwillige tätig sind, einmalig finanziell unterstützt, um notwendige Anschaffungen, Neubauten o.ä. Zu unterstützen. Für dieses Projekt musste erst einmal mit großem Zeitdruck eine Liste der benötigten Dinge zusammengestellt werden, was sich als schwierig herausstellte- im Kindergarten werden nämlich unzählige kleine Alltagsgegenstände dringender benötigt als irgendeine Großanschaffung. Also wurde eine lange Liste mit Dingen wie Töpfen, Wachsmalern, Wäscheleinen, Bettlaken, Kinderbetten etc zusammengestellt, um sie dann an den Verantwortlichen meiner Entsendeorganisation in Deutschland zu schicken, der mit dem verantwortlichen Ministerium in Kontakt steht. Nun wurde uns dieser wichtige Antrag genehmigt, was mich riesig gefreut hat- obwohl mein Jahr hier schon bald zuende geht, weiß ich durch meine Arbeit im Projekt, wie sehr die Neuanschaffungen sowohl Erzieherinnen als auch zukünftige Freiwillige entlasten können werden und wie positiv sich dieser finanzielle Zuschuss auch auf die Arbeit mit den Kindern auswirken kann. Bisher mussten die Kinder ihren Mittagsschlaf auf dünnen Matratzen auf dem Fliesenboden halten, was besonders jetzt bei Temperaturen bis zu 0°C weder angenehm noch verantwortbar war.Außerdem scheiterten bisher Bastel- oder Malarbeiten, die für die Feinmotorik der Kinder von großer Wichtigkeit sind, oftmals daran, dass schlicht und einfach kein Geld für die nötigen Materialien zur Verfügung steht. Andererseits kommt nun besonders auf mich auch einge Arbeit zu, da ich für die Beendigung dieses kleinen Projekts einen ausführlichen Abschlussbericht schreiben muss, der noch dazukommt zu dem Papierkram, den ich in der nächsten Zeit für Uni, Bafög, Nebenjob-Bewerbungen und Freiwilligendienst- Beendigung zu erledigen haben werde. Aber vieles davon hat ja noch Zeit, und zu den meinen in Chile gelernten Lebensweisheiten zählt ja auch, dass eine dezent-entspannte Haltung zu solchen Dingen nicht schaden kann (dezent sage ich, da manche Chilenen eine alles andere als dezent entspannte Haltung haben, ich denke da zum Beispiel an die Klempner, die unsere kaputte Heizung schon seit einiger Zeit so ruhen lassen und das ganze eher ruhig angehen lassen...Naja, erfreulich ist das mit der entspannten Haltung also nicht immer, aber dafür hat man auch selten diese gehetzten und unfreundlichen Menschen, die einem in Deutschland doch häufiger mal über den Weg laufen können).
Der Besuch von Hanni war auch mal eine willkommene Abwechslung im Arbeitsalltag- und vor allem war es schön, alles, was ich an Chile mag, mal mit jemandem aus der Heimat teilen zu können. Da ich arbeiten musste, konnten wir die wirklich schönen Teile des Landes im nördlichen und südlichen Teil leider nicht besuchen, aber immerhin haben wir einen Tagestrip nach Valparaíso und Viña gemacht und Hanni konnte für ein paar Tage nach Puerto Montt zu Martins Familie reisen.
Nun neigt sich der Juni schon seinem Ende zu, und ich weiß mal wieder nicht, wo die Zeit geblieben ist...Kaum zu glauben, dass in 1 ½ Monaten schon ein Jahr vergangen ist, seit ich hier ankam und angefangen habe, im Centro de Desarrollo zu arbeiten. Im Juli habe ich noch 2 Wochen Winterferien, in denen ich an die 3-Länder-Grenze zwischen Brasilien, Paraguay und Argentinien reise- ich wollte schon so lange die Iguazu-Fälle kennenlernen und habe nun endlich die Gelegenheit dazu! Ich hätte so gerne noch Länder wie Kolumbien, Bolivien und Peru besucht, aber letztendlich reichen dafür Zeit und Geld leider nicht aus. Aber dies wird ja nicht mein letzter Südamerika-Trip sein, also bleiben diese Ziele eben noch auf meiner Reise-Wunschliste. Durch die Ferien bleiben mir jetzt also nur noch unglaubliche 4 Arbeitswochen, und ich weiß noch gar nicht, was ich davon halten soll. Einerseits freue ich mich auf Deutschland, Familie, Freunde und auch auf mein Studium, und andererseits habe ich mich in das Leben hier eingewöhnt und auch die Arbeit trotz aller Anstrengungen ins Herz geschlossen... Nun ja, daran denke ich jetzt besser noch nicht so viel, ich habe mir immerhin vorgenommen, nicht früher als eine Woche vor Abreise in Abschiedsstimmung zu kommen, und bis dahin die Zeit einfach zu genießen.
Also, tausend Dank an jeden Leser, der meinen Blog noch verfolgt.
Ich schicke euch allen liebe Grüße aus dem nun wirklich eisigen Chile- bis bald!
Alena
-und noch ein paar zusammengewürfelte Fotos aus den letzten Wochen:
von mir heißgeliebtes chilenisches Nationalgericht: completos, Hot Dogs mit Tomate und Avocado.
die Bushaltestelle in der Nähe meiner Arbeit mit Blick auf die Andenkordillere
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Kindergarten-Ausflug
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mit Hanni in unserer Wohnung
Blick von unserem Balkon